10.11.2013 - KC East 2013
Wir waren entlang der Moräne des Hisper Glacier unterwegs, als wir zu ersten Mal mit unserem Projekt in Berührung kamen: Auf einer grünen Terrasse des Dachigam wo sich der  Pumari Chhish Gletscher befindet sagte ich "Ich kann es nicht glauben. Es ist definitiv ein Monster "!
Ehrfürchtig beäugte ich die gigantischen Ausmasse dieser Wand. Das große Amphitheater, durch die Süd-, Haupt-und Ost-Gipfel gebildet, ist einer der wildesten Orte, die ich je gesehen habe. Auf dem Weg zum Basecamp hielten wir ein paar Mal an; die Wolken hoben sich und jetzt konnten wir die ganze Südwestwand bis zum Gipfel der Kunyang Chhish East – Pyramide sehen.
Wirsahen einander schweigend an, mit der Erkenntnis, dass wir bis anhin nur die Hälfte der Wand gesehen hatten…
 
Leider startete unsereExpedition nicht nach Plan. Anfangs hatten wir Probleme, um überhaupt eine Genehmigung für den Kunyang Chhish East zu erhalten. Dies verzögerte unser Vorhaben natürlich um ein paar Tage.
Wäre das noch nicht genug gewesen, überbrachte mir Hansjörg noch mehr Hiobsbotschaften: Matthias war auf dem Weg ins Krankenhaus, weil er sich seinen Daumen schwer verletzt hatte.
Wir hatten bis anhin schon so viel Zeit in dieses Projekt investiert, Forschung und Trainings. Es fühlte sich alles ein wenig beklemmend an, doch Hansjörg Auer und ich entschlossen uns, die Expedition zu zweit anzugehen.
 
 
Genau 20 Tage später brachen wir zu unserem ersten Versuchauf, den Kunyang Chhish East zu besteigen, dies  am 25. Juni 2013. Die Zeit dazwischen nutzten wir zur Akklimatisierung. Langsam wollten wir uns an die Höhe gewöhnen und kletterten in der Nähe unseres Base Camps. Zuletzt  haben wir den Ice CakePeak (6400m) erklommen und an dessen Spitze übernachtet.
 
 
In der Zwischenzeit kam auch Matthias an. Aber wegen seiner Verletzung und wegen seiner fehlenden Akklimatisation, war es ihm leider nicht möglich,uns sofort zu folgen.
 
 
Wir fühlten uns wirklich in Form beim ersten Versuch den KC East zu begehen. Am dritten Tag, als das Wetter sich zu verändern begann und die Winde immer stärker wurden erreichten wir ein kleines Plateau auf 7000m wo wir unser Biwak aufstellten. Die Bedingungen erlaubten uns nicht den Aufstieg fortzusetzen. Unser Biwak war buchstäblich der Witterung ausgesetzt. Wir werden wohl nie vergessen,wie hart diese Nacht dort war; immer mit der Hoffnung, dass das Biwak nicht weggetragen wird! Am nächsten Morgen war es noch schlimmer. Durch eine kleine Öffnung in unserem Zelt wurde der Schnee hereingedrückt.
Also entschlossen wir uns ins Base Camp zurückzukehren, wo uns Matthias bereits sehnsüchtig erwartete.
 
 
Vier Tage später starteten wir den nächsten Versuch, aber viele Lawinen und Massen von Neuschnee zwangen uns auf 5600m umzukehren.
Enttäuscht erreichten wir wieder unser Base Camp. Obwohl wir noch drei Wochen Zeit hatten,war klar, dass wir nur noch einen Versuchzur Verfügung hatten. Die Fehlversuche schlugen sich auf unsere Motivation nieder.
Matthias'Akklimatisierung war noch nicht auf dem gleichen Niveau wie diejenige von Hansjörg und mir. Bis auf 5500m wäre kein Problem gewesen, alles darüber lebensbedrohlich.
 
Die folgenden zehn Tagen gab es nicht so viel zu tun. Schlechtes Wetter , super starke Winde und Schnee bis zum Basislager erforderten viel Geduld . Die Expedition fing an auch an unserer mentalen Seite zu reissen.

Am Abend des 13. Juli 2013 gab Karl Gabl , unser Meteorologe in Österreich, uns eine vielversprechende Prognose: nicht das perfekte Wetterfenster, aber zumindest akzeptable Bedingungen. Nun war auch Matthias an Bord. Am 14. Juli 2013 um 04.00 Uhr , das Team nun komplett, starteten wir unseren letzten Versuch .

Die ersten beiden Tage gingen reibungslos. Nach einem spektakulären Biwak auf einem winzigen ausgesetzten Pilz stiegen wir am zweiten Tag ohne Probleme bis auf 6600m, obwohl die starken Winde das Mixed-Klettern etwas anstrengend gestalteten.
Nach einer weiteren stürmischen Nacht begann der nächste Morgen grau und kalt. Leider war an ein Weiterkommen nicht zu denken. Zum Glück fanden wir bereits nach 200m eine kleine Gletscherspalte, die eine perfekte windgeschützte Unterkunft für die nächsten zwei Tage bot.
 
 
Am Morgen des 18. Juli 2013 legte sich der Sturm und das Wetter wurde besser. Wir nutzten die Gunst der Stunde. Um 6 Uhr morgens , als die Sonne aufging, starteten wir. Der folgende Mixed-Teil war hart, unsere Zehen und Finger waren eiskalt. Auf 7000m machten wir nochmals eine kleine Pause. Danach kamen wir gut voran auf den letzten Metern. Leider schlug das Wetter bereits wieder um, aber wir wussten, dass es nicht mehr weit bis zum Gipfel sein würde.
Und dann war es soweit: um 12:30 Uhr standen wir zuoberst! Wir konnten nicht mehr höher aufsteigen... Wir hatten Tränen in den Augen, als wir einander umarmten. Wir erreichten den End- und Höhepunkt unserer Expedition und genossen den wunderbaren Blick auf das Karakorum-Gebirge. Der Kunyang Chhish East ist nun nicht mehr unbezwungen und ein großartiges Projekt des Karakorum ist endlich komplett!

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